Wir machen beim Erlernen des Lesens und Schreibens anfänglich meist alle dieselben Fehler. Die Probleme nehmen rasch ab, wenn keine Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) vorliegt und verschwinden schliesslich weitgehend.
Bei Kindern mit einer Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) bleiben jedoch die Schwierigkeiten über einen längeren Zeitraum unverändert und Fehler geschehen wesentlich häufiger.
Oft wird auch immer wieder dasselbe Wort unterschiedlich falsch geschrieben.
Eine Früherkennung ist immer sinnvoll, so können entsprechende Hilfen und Übungsmassnahmen eingeleitet werden, so dass es zu einer geringeren Ausprägung der Symptomatik kommt.
Dies wirkt sich auch auf den psychischen Bereich aus, denn Schulangst, Versagensprobleme sowie zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern müssen erst gar nicht entstehen.
Diverse Anzeichen
Buchstaben und die dazugehörigen Laute zu merken, bereiten Mühe
sich Reihenfolgen merken zu können, bereitet Mühe, z.B. Wochentage oder Monate
Mühe, einzelne Laute aus einem Wort herauszuhören, z.B. das "S" oder das "n" in "Sonne"
Laute beim Hören können nicht auseinandergehalten werden, z.B. g/k, b/p, w/f, a/o, i/ü, m/n)
Einen vorgesprochenen Satz kann nicht korrekt wiederholt werden
Rhythmen von Lieder oder Gedichten werden oft nicht erkannt
Der Betroffene sucht lange nach Wörtern um etwas zu benennen, auch wenn es um längst bekannte Dinge geht
Begriffe wie größer/kleiner, mehr/weniger, früher/später sind oft noch im Schulalter schwierig zu benutzen
Probleme mit der Raum-Lage-Wahrnehmung (Unterscheidung von rechts und links, oben und unten), mit der Grobmotorik (Balancieren, Roller- oder Radfahren) oder mit der Feinmotorik (Schleife binden, Malen, Basteln) gehen meist mit einer Legasthenie/Dyskalkulie einher
Niedrige Lesegeschwindigkeit
Verlieren der Zeile im Text, aber auch das Auslassen, Vertauschen oder Hinzufügen von Wörtern, Silben oder einzelnen Buchstaben
Schwierigkeiten bei Doppellauten (au, äu, eu, ei und ai)
Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern und häufiges Stocken
unbekannte (kurze) Wörter aus bereits bekannten Buchstaben können noch nicht zusammenhängend gelesen und verstehen werden, ohne dass sie zuvor vorgelesen wurden
Ebenso können Probleme im Leseverständnis auftreten, die sich folgendermassen äussern:
Schwierigkeiten, den Inhalt eines gelesenen Textes wiederzugeben
aus Gelesenem Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen, ist oft schwer
Bei Fragen zum Inhalt wird oft allgemeines Wissen verwendet anstatt der Informationen aus dem Gelesenen.
Hohe Fehlerzahl bei Diktaten und abgeschriebenen Texten: Wörter werden teilweise nur in Bruchstücken und im selben Text mehrfach unterschiedlich falsch geschrieben.
Auffallend viele Fehler in der Grammatik und der Zeichensetzung sowie eine oft unleserliche Handschrift in unterschiedlicher Schriftgröße innerhalb eines Textes.
auch nach langem und konzentriertem Üben wird das Wort immer wieder, jedoch jedes Mal auf eine neue Art, falsch geschrieben
einzelne Buchstaben oder ganze Wortteile werden ausgelassen oder eingefügt
In Diktaten werden viele Rechtschreibfehler gemacht
Fehlerfreies Abschreiben bereitet grosse Mühe
Keines von all diesen Anzeichen ist für sich ein Nachweis einer LRS.
Ebenso wenig bedeutet das Fehlen eines Symptoms, dass keine Teilleistungsstörung vorliegt.
Mühe in Fächern, bei welchen das Lesen und Schreiben gefordert wird
Häufig Probleme in Fremdsprachen
Bei Textaufgaben oder Aufgabenstellungen in der Mathematik
Unverständnis, Vorurteile und schulischer Druck verunsichern und schwächen das Selbstwertgefühl und verringern die Lernmotivation und Freude am Lernen.
Das Gefühl des Misserfolges und Versagensängste können emotionalen Stress, Aggressionen, Unlust, Schulangst oder psychosomatische Beschwerden (zum Beispiel Bauchweh oder Übelkeit) nach sich ziehen.
Gezieltes, individuelles Lesetraining: Buchstaben-Laut Zuordnung und Übungen zum Verbinden von Lauten, Silben und Morphemen
Rechtschreibtraining: systematische Erarbeitung der Rechtschreibregeln und ihre Anwendung
Lernstrategien und Arbeitstechniken.
Stärkung der Motivation und Freude am Lernen, Sprache anzuwenden und zu nutzen.
Ein Training ist jedoch nie statisch und wird immer an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst.
Das Legasthenie Training findet einmal wöchentlich von 60 Minuten Dauer als Einzeltherapie statt.